Dirk Zöllner (Sänger/Texter/Konkurrent)

Tino Eisbrenner gehört zur letzten Generation der “Oststars”

Er ist ein Geschichtenerzähler. Es gibt viele davon. Aber gibt nur ganz wenige, die ihre eigene Geschichte erzählen können. Im Genre Musik fallen mir da vielleicht ein Dutzend ein. Deutschlandweit. Künstler, die ihre Selbstsuche so über die Rampe bringen, dass die Menschen zuhören wollen, hinschauen müssen. Und am Ende Geld für  den Vortrag bezahlen. Ein derartig privilegierter Geschichtenerzähler muss nicht nur handwerklich was auf Tasche haben, sondern er muss auch über eine streitbare und somit markante Persönlichkeit verfügen. Jedenfalls, wenn er abseits der jeweiligen Trends oder nostalgischer Verklärungen ein Leben lang präsent ist.

In den 80er Jahren hinterlässt Tino mit seiner Band “Jessica” noch schnell ein paar Spuren in der DDR-Musikgeschichte. Aber er setzt mit seinen Soloaktivitäten auch schon die ersten Zeichen seiner überbordenden Experimentierfreude. Er kreiert neue Biotope, lotet von Anfang an seine vielfarbigen Fantasien aus, setzt seinen “unbequemen Geist” ein. Das Korsett einer Band ist auf Dauer zu eng.

Tino ist ein gebildeter Mensch und in seinem weltmusikalischen und politischen Engagement dem britischen Musiker Sting nicht unähnlich. Auch stimmlich gibt es da gewisse Parallelen. Als “The Police” 1981 im legendären Rockpalast auftreten, stellt Tino das mit Erstaunen fest. Doch er nimmt diesen Umstand als Chance wahr und wählt selbst den musikalischen Weg. Den weltbekannten Seelenbruder gibt er immer wieder gern und selbstironisch als seinen “Mentor” an.  Eine gelungene Flucht nach vorn!

Als Konkurrent habe ich ihn natürlich immer beobachtet. Fast alle anderen Konkurrenten sind längst aus dem Blickfeld verschwunden, lediglich eine Handvoll ist bis heute übrig geblieben. Ich glaube das sind die leidenschaftlichsten Geschichtenerzähler. Sie begegnen sich immer mal auf ihren Reisen, hin und wieder kommt es zu Fusionen. Weil es sich aber ausnahmslos um Alphatiere handelt, sind diese Fusionen nur von kurzer Dauer. Das Ego Eisbrenner ist mit dem meinen sogar völlig unvereinbar, was mich aber keinesfalls von einer Verneigung vor seinem 30jährigen unermüdlichen Schaffen abhält.

Wenn ich Tinos Erfolg anfänglich mit leicht eifersüchtigem Herzen beäugte, so konnte ich ihm im Laufe der Jahre mit seinen vielfältigen Projekten immer mehr Achtung entgegen bringen. Er war und ist immer irgendwie ein Thema in meinem Umfeld! Vor allem das Weltmusikprojekt “Der Wilde Garten” habe ich mehrfach besucht. Es gefiel mir so gut, dass mich sogar die kleine Eifersucht verließ und ich zu einem Fan mutierte. Die eigenwilligen musikalischen Phrasierungen und die Intonationssicherheit haben mich beeindruckt.

Voller Sympathie verfolge ich seine Großprojekte, bei denen es immer viel mehr um die künstlerische Entdeckung, als um den finanziellen Erfolg geht. Ich teile mit Tino die Neugier auf Experimente mit fremden musikalischen Sphären. Bei persönlichen Begegnungen haben mich Tinos Behauptungen provoziert. Aber auch erfreut. Es ging immer mehr um das Leben, als ums Business. Tino Eisbrenner ist ein interessanter, einnehmender Mensch. Ich streite mich gern mit ihm, er teilt gut aus und bietet genügend Angriffsfläche.

Und ich vertrage mich gern mit Dir, lieber Tino. Ich nutze dein 30jähriges Bühnenjubiläum und werfe hiermit die erste Blume. Vielen Dank für dein Werk! Ich rechne ganz fest damit, dass du weiterhin ein allgegenwärtiges Thema bist, wünsche dir also weiterhin den verdienten Erfolg. Und meinetwegen sogar noch eine Zugabe.

Dirk Zöllner, März 2011

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